TECHNIK: WIE DRUCKREGLER IM KOCHER FUNKTIONIEREN
Es ist Abend in den Bergen und nach einem langen, anstrengenden Tag will man sich Wasser für eine heiße, stärkende Mahlzeit kochen. Sobald die Sonne jedoch hinter den umliegenden Gipfeln verschwindet, fallen auch die Temperaturen und der voll aufgedrehter Gaskocher verliert plötzlich an Leistung und Bumms.
Was ist passiert?
Erfahrenen Alpinisten fällt auf, dass sich der Druck in der Kartusche verringert hat. Die Leistung eines Kochers hängt stark vom Gasdruck ab und verringert sich automatisch, wenn dieser Druck wegen kalten Wetters oder zuneige gehenden Gases (beim Ausströmen entsteht ebenfalls Kälte) zurückgeht. Erhitzt man mehrere Töpfe Wasser nacheinander, können sich die Kochzeiten dementsprechend von Mal zu Mal verlängern.
Wieso aber sind bestimmte Gaskochersysteme, wie der Reactor von MSR - ein schneeschmelzendes Kleinkraftwerk für Bergsportler - in der Lage durchgehend schnell zu kochen, sogar unter extremen Bedingungen und eisigen Temperaturen in großen Höhen?
Die Antwort: der Druckregler.
Foto: Paul Bride
Was ist ein Druckregler?
Dieses winzige Stückchen Technik sitzt innerhalb des Gasventils eines Kochers und tut genau das, was sein Name besagt: Es kontrolliert den Druck, mit dem der Brennstoff in die Düse einströmt und hält exakt das Niveau, bei dem der jeweilige Kocher am besten arbeitet.
Druckregulierte Kocher, wie der MSR Reactor und neue MSR WindBoiler sind so konstruiert, dass sie mit sehr geringem Gasdruck optimale Leistung erzielen. Dadurch erhält man einen Gaskocher, der von äußeren Bedingungen weitgehend unabhängig ist und dessen Wärmeabgabe so effizient wie möglich verläuft.
Wie verbessert ein Druckregler die Kochzeiten und die Leistung?
Da die meisten Camping-Kocher ohne Druckregler arbeiten, sinkt ihre Leistung zusammen mit dem Gasdruck. Gaskocher mit Druckregler hingegen bieten eine gleichmäßige Leistung, auch wenn der Druck in der Kartusche von 60 psi<1> (eine volle Kartusche bei Zimmertemperatur) auf, sagen wir mal, 18 psi fällt (eine fast leere Kartusche oder bei sehr niedrigen Temperaturen).
<1> Psi steht für “pound-force per square inch” und ist eine Einheit der Drucks. 1psi entspricht ca. 6895 Pa bzw. 0,069 bar.
Ein Kocher mit einem gut konzipierten Druckregler ermöglicht einen wesentlich höheren Verbrauch an Brennstoff bevor sich ein Rückgang der Wärme bemerkbar macht. So bleiben schnelle Kochzeiten über die gesamte Lebensdauer einer Kartusche hinweg erhalten. Beim vierten oder fünften Mal kocht man noch genauso schnell wie beim ersten Mal.
Auch unter schwierigen Bedingungen funktionieren Kocher mit präzise reguliertem Gasdruck deutlich zuverlässiger. Da niedrige Temperaturen ihre Leistung nur wenig beeinflussen, bleiben die druckregulierten Kocher auch dann hochleistungsfähig, wenn herkömmliche Kocher an ihre Grenzen stoßen. Besonders im alpinen Bereich oder sonstigen fordernden Situationen sind sie die bessere Wahl.
Foto: Kennan Harvey
Der Schlüssel liegt in der Entwicklung eines Kochers, der bei niedrigem Gasdruck optimal arbeitet und eines Reglers, der diesen geringen Druck gleichmäßig aufrecht hält. Beide, der WindBoiler und der Reactor sind nach diesem Prinzip gefertigt. Sie liefern auch bei sehr kaltem Wetter und fast leerer Kartusche höchste Leistungen.
Wie funktioniert ein Druckregler genau?
Die Druckregler in den MSR-Kochern nutzen ein winziges Ventil mit einer Blende innerhalb des Gasventils. Diese mechanische Blende vergleicht den atmosphärischen Druck mit dem Druck an der Düse und öffnet oder schließt das Ventil je nach Bedarf. So strömt entweder mehr oder weniger Brennstoff in die Düse und der Druck bleibt gleich.
Da die Blende durchgehend auf Veränderungen des Drucks achtet und reagiert, und das Ventil dementsprechend steuert, bleibt der optimale Druck stets erhalten.
Sind alle Druckregler gleich aufgebaut?
Druckregler sind komplizierte technische Bauteile und funktionieren nicht alle nach dem gleichen Muster. Bei MSR ist ein großer Teil der Forschungs- und Entwicklungsarbeit für den neuen WindBoiler-Kocher auf die Konstruktion der Druckregler entfallen. Die Druckregler arbeiten hochpräzise und ihre Toleranzen sind sehr gering, weshalb ihre Entwicklung sehr viel Zeit beansprucht. Nur wenige Firmen bieten Kocher mit Druckregulierung an und deren Qualität ist sehr unterschiedlich.
Wie in der Abbildung oben dargestellt, zeigt ein Kocher mit gutem Druckregler solange eine durchgehend optimale Leistung bis der Druck in der Kartusche letztendlich unter den regulierten Druck sinkt.
Ein Kocher mit einem weniger guten Druckregler wird mit beeindruckender Leistung beginnen, diese aber nicht lange halten können und sehr schnell nachlassen. So werden weder Konsistenz noch Effizienz geboten.
Selbstverständlich hängt die Leistung eines Gaskochers von wesentlich mehr als einem guten Druckregler ab. Aber, um es einfach zu sagen: Bei einem druckregulierten Kocher kann man darauf bauen, dass er unter allen Bedingungen zuverlässiger und schneller arbeitet…. also schnell und einfach kochen, zurücklehnen und die Sterne genießen!